Disziplinarische oder Fachliche Führung – Wann ist es die bessere Wahl, für das Unternehmen & für die Führungskraft?
Im nachfolgenden Beitrag betrachten wir, welche Punkte aus Sicht des Unternehmens
UND
aus Sicht der (zukünftigen) Führungskraft für eine Disziplinarische oder Fachliche Führung sprechen.
Gründe, warum die fachliche, laterale Führung immer mehr an Bedeutung gewinnt und welche Vorteile sie ggü. der klassischen, disziplinarischen Führung bietet.
Wir beleuchten die 7 wichtigen Punkte, die eine fachliche Führung, auch ohne Weisungsbefugnis, erfolgreich machen.
Disziplinarische Führung vs. fachliche Führung
Die Unterschiede für die Organisation
Bei der Diszplinarischen Führung:
- habe ich klare, starre Strukturen.
- Die Führungskraft ist weisungsbefugt und weisungsverpflichtet gegenüber seinen Mitarbeitenden.
- Somit hat jeder Mitarbeitende genau 1 Vorgesetzten.
- Die Führungskraft kümmert sich um alle Belange der Personalführung und Weiterentwicklung seiner Mitarbeitenden
Bei der Fachlichen Führung:
- Ist die Führungskraft verantwortlich für die Lösung fachlicher Fragestellungen
- sorgt die Führungskraft für die fachliche Zusammensetzung des Teams
- Steuerung und Koordination der Teammitglieder durch Fachkompetenz, ohne Machtanspruch durch die Position
- Mitarbeitende können gleichzeitig in verschiedenen Teams mit verschiedenen fachlichen Führungskräften/Fachexperten arbeiten
Die Unterschiede für die Führungskraft
Bei der Disziplinarischen Führung:
- Meine Hauptaufgabe ist die Personalführung und die Weiterentwicklung meiner Mitarbeitenden
- Ich habe Weisungsbefugnis mit allen Rechten UND Pflichten, d.h. ich bin auch verantwortlich um Konflikte zu lösen, Fehlverhalten oder ähnliches anzusprechen und zu lösen.
- Zu meinen Aufgaben gehört die Umsetzung arbeitsrechtlicher Vorgaben,
wie Einstellungen, Kündigungen, Mitarbeitergespräche, Urlaubsplanungen, Maßnahmen zum Mitarbeitervertrag und sonstiger arbeitsrechtlicher Maßnahmen wie Gleichstellung, Mobbing etc. - Meine Führungsposition gibt mir den Führungsanspruch durch die Macht der Position – Ich bin Vorgesetzter
Bei der Fachlichen Führung
- Respekt und Anerkennung im jeweiligen Team erhalte ich durch meine fachliche Kompetenz
- Mein Fokus liegt auf der Koordination der jeweiligen Teammitglieder zur Lösung der fachlichen Problemstellung
- Die eigene fachliche Weiterentwicklung zur Lösung aktuelle und zukünftiger Problemstellungen ist Bestandteil der Aufgabe
- Alle arbeitsrechtlichen Fragen oder Fragen zur Personalführung übernimmt die disziplinarische Führungskraft
In der Vergangenheit waren für Mitarbeitende Kriterien wie Staus, Image, Gehalt und sonstige Boni ausschlaggebend, um eine klassische Führungsposition zu erlangen.
Die meisten Unternemen bieten heute Laufbahnen für Fachexperten an, die denen der disziplinarischen Führung gleichgestellt sind.
Besonders für Mitarbeitende, die ihre fachliche Arbeit im Mittelpunkt sehen, ein sehr willkommene Entwicklung.
Führung ohne das „notwendige Übel“ der arbeitsrechtlichen und personalverantwortlichen Umsetzungen.
Sind wir in das Talent Management oder in die Auswahl von Nachwuchsführungskräften als externer Dienstleister eingebunden, gehen wir mit den Kandidat*Innen in einen Dialog zu den rechten UND Pflichten der jeweiligen Führungsform.
Häufig erleben wir, dass gestiegene Burnout-Marker von Führungskräften ihre Ursache in dem Spannungsfeld der disziplinarischen Führung haben.
Die Vorteile von Teams mit fachlicher Führung
Neben der klassischen hierarchischen, disziplinarischen Führung wird die Führung ohne disziplinarische Verantwortung weiter an Bedeutung zunehmen.
Der digitale Wandel und die Anforderungen nachfolgender Generationen an die Arbeitswelt von morgen rücken eine „hierarchielose“ Zusammenarbeit in den Fokus.
Die Anforderungen abteilungsübergreifend, organisationsübergreifend, flexibel und schnell neue Lösungsansätze zu erarbeiten, findet zunehmend in interdisziplinären Arbeits-/Projektgruppen statt.
Die Teilnehmenden finden oft nur temporär zueinander, wenn es darum geht fachlichen Input für ein Projekt beizusteuern.
Teilnehmenden können gleichzeitig in unterschiedlichen Projekten und unterschiedlichen Rollen mitwirken.
Die fachliche Führung dieser Arbeits-/Projektgruppen erfordern besondere, zusätzliche Kompetenzen zur klassischen Führungsarbeit.
Ein Führungsanspruch durch die Macht der Position, wie in klassischen Führungsmodellen, existiert dort nicht mehr.
Personalverantwortung wird auf den disziplinarischen Vorgesetzten übertragen.
Ziel einer fachlichen/lateralen Führung:
Das primäre Ziel liegt in der vorgegebenen Zielerreichung durch das/sein Team.
👉 Durch teils unterschiedlichste Interessen der einzelnen Teammitglieder erfordert diese Art der Führung eine hohe Methodenkompetenz, um die fehlende Weisungsbefugnis auszugleichen.
Die Mitglieder eines lateral geführten (Projekt-) Teams können aus den unterschiedlichsten Unternehmensbereichen kommen mit ihren eigenen, teilweise konträren Interessen zum eigentlichen Thema.
💪 Die Führungskraft muß in der Lage sein, mit entsprechenden Methoden und Werkzeugen auf die einzelnen Team-Mitglieder einwirken zu können, im Sinn der Zielerreichung.
Führung ohne disziplinarische Verantwortung:
7 wichtige Punkte, damit Ihre laterale Führung erfolgreich wird?
Für die fachliche Führungskraft sind Vertrauen der Team-Mitglieder und eine offene, verbindliche und wertschätzende Kommunikation entscheidende Faktoren.
- Für die Führungskraft ohne disziplinarische Verantwortung ist es bedeutend sich ihrer Rolle bewusst zu werden und den eigenen Führungsstil zu erkennen.
- Entscheidend ist Vertrauen und Verbindlichkeit im Team herzustellen und zu sichern. Dabei ist es wichtig, dass die Führungskraft eine wertschätzende und motivierende Kommunikation mit den Teammitgliedern pflegt und im Team etabliert.
- Sie muss sich verschiedener Rollen der Teammitglieder bewußt werden, und mit Widerständen im Team umgehen können.
- Die Führungskraft besitzt Methoden und Werkzeuge, damit Regeln für eine Zusammenarbeit im Team akzeptiert werden.
- Feedback und Delegation sind zentrale Führungselemente der lateralen Führung.
- Die Führungskraft trägt dafür Sorge, dass sich die Teammitglieder auf Ziele einigen, denn sie ist für die Zielerreichung verantwortlich.
- Wichtig ist aber auch, die Grenzen der Führung ohne disziplinarische Führung zu kennen und wenn es notwendig ist, disziplinarische Vorgesetzte einzuschalten.
Fachliche oder Disziplinarische Führung: Ein Fazit
Fachliche Führung ist an vielen Stellen die effektivere, zeitgemäße Wahl.
Für Führungskräfte, die gerne fachliche Führung übernehmen aber ohne die „lästigen“ Begleiterscheinungen, wie Personalführung und -verantwortung.
Gerade im Expertenumfeld (IT, Entwicklung, Wissenschaftler etc.) ist es häufig die einzig akzeptierte Führungsform. Die Mitglieder In Expertenteams erwarten von ihrer Führungskraft Expertenwissen.
Weiterer Vorteil, eine disziplinarische Führungskraft kann mehrere Expertenteams führen.
🚨 Führungskräfte ohne Vorgesetztenfunktion brauchen erweiterte Kompetenzschwerpunkte um ihre Führungsaufgaben ohne disziplinarische Verantwortung übernehmen zu können.
Damit laterale Führung, im Sinne von Wertschöpfung und Ressourcenschutz erfolgreich, wird, ist ein hohes Maß an Wertschätzung der Führungskraft notwendig.
Die Führungskraft benötigt Wissen über Methoden und Werkzeuge, um wertschätzende, motivierende Führung umsetzen zu können.
💪Gleichzeitig sind Kenntnisse nötig, um auch schwierige Situationen erfolgreich meistern und bestmögliche Ergebnisse mit dem Team erreichen zu können.
Der Wunsch nach rein fachlicher Führung wird von vielen Nachwuchs-Führungskräften stärker gefordert und wahrgenommen.
Viele der nachrückenden Generation sehen verstärkt ihre fachliche Aufgaben im Fokus.
Mit dem Bewusstsein um einen zunehmenden Verwaltungsaufwand durch die Personalverantwortung und den sozialen Herausforderungen durch direkte Weisungsbefugnis, entscheiden sich immer mehr “neue” Führungskräfte für eine laterale Führungsposition und gegen die klassische disziplinarische Führung.
Unternehmen sollten sich darauf einstellen und die Karriere-Laufbahn einer fachlichen Führungslaufbahn der klassischen, disziplinarischen Führungslaufbahn noch mehr anpassen.